Wenn die meisten Tourist:innen im Dezember Borkum verlassen haben, sind die Insulaner:innen unter sich. Dann feiern sie hier ihren “höchsten Feiertag”: Klaasohm. Auswärtige und Presse sind an diesem Tag nicht erwünscht. Man will unter sich bleiben. Am Abend des 05. Dezembers ziehen kostümierte Männer, begleitet von sogenannten “Fängern” über die Insel. Sie machen Jagd auf Frauen, denen sie mit Kuhhörnern auf den Hintern schlagen. Auf der Insel erzählt man sich, der Brauch gehe auf eine alte Walfänger-Tradition zurück. Es wird getrunken und ausgelassen gefeiert. Doch nicht alle wollen den gewaltvollen Teil des Festes, die Schläge, länger mittragen. Borkumerinnen berichten anonym von Schmerzen, Hämatomen und demütigenden Situationen. Ein ehemaliger Klaasohm erzählt, er sei wie im Rausch gewesen. Er habe fest zugeschlagen. Heute sieht er seine Teilnahme und den Brauch an sich kritisch. Auch er bleibt anonym. Denn offen traut sich keiner von ihnen, Kritik zu äußern. STRG_F über eine brutale Tradition und das Schweigen einer Insel.
Der Beitrag von Theresia Heimerl ist auf youtube: Mit Kuhhorn auf Frauenjagd: Klaasohm auf Borkum | STRG_F - YouTube (ab Minute 31) zu sehen.