Ist es nicht der Atomstreit mit den USA, rückt der Iran häufig aufgrund religiöser Differenzen mit seinen Nachbarstaaten in die Schlagzeilen. Die Universität für Religionen und Konfessionen in Qom, einer der heiligen Städte des Iran, ist um eine unvoreingenommene Erforschung und Auseinandersetzung mit verschiedenen Glaubensrichtungen bemüht. Seyyed Hassan Eslami Ardakani, Professor ebendort, pflegt auch den Austausch mit Graz und hielt diese Woche einen Vortrag zum Thema „Islam und Moderne: eine Herausforderung – verschiedene Antworten“. Diese Debatte ist nicht nur eine grundlegende innerhalb der Religion, sondern auch der Kernpunkt der Auseinandersetzungen mit der westlichen Welt.
„Für unsere Studierenden und auch uns WissenschafterInnen ist es eine große Bereicherung, einen schiitischen Experten hierzuhaben“, freut sich Ulrike Bechmann, Leiterin des Instituts für Religionswissenschaften. Viele Glaubensfragen würden innerhalb der Gemeinschaft ganz anders wahrgenommen als außerhalb. So sei etwa auch die Debatte um den Islam und die Moderne innerhalb des Iran sehr breit aufgestellt. In seinem Vortrag beleuchtete Eslami zwei grundlegende Tendenzen: eine, die fortschrittliches Denken als intellektuelle Tradition ansieht, während die Gegenseite Modernisierung als westliches Übel und Teil einer imperialistischen Motivation betrachtet.
Der Austausch mit der Universität in Qom wird über das Programm ERASMUS International ermöglicht, in dessen Rahmen Religionswissenschafter Franz Winter auch im Iran lehren wird. Im Herbst bietet das Institut für Religionswissenschaft außerdem eine Exkursion für Studierende in das islamische Land an.